Trauma-Informiert-Leben

Trauma-Lexikon - Begriffe aus dem Kontext Trauma und Traumatherapie von A-Z

A

Angst

Angst ist ein natürlicher Schutzmechanismus unseres Körpers aber auch ein Symptom, welches im Zusammenhang von Traumafolgestörungen auftritt. Angst ist oft verbunden mit einem Unheimlichkeitsgefühl, einer hohen körperlichen Erregung, mit stärkster Anspannung, Unruhe. Darüberhinaus führt Angst häufig zu Vermeidungsverhalten.

Arousal

Als Arousal bezeichnet man den Erregungszustand des Nervensystems. Hierbei unterscheidet man Hypoarousel für niedrige Erregung oder Hyperarousal für übermäßig starke Erregung. Besonders letzteres geht mit hoher Wachheit und enorm hoher Reaktionsbereichtschaft einher.

B

Burnout-Symptomatik

Auf die Phase von höchster Anspannung, Erregung oder Aktivität erfolgt bei unzureichender Regulationsfähigkeit eine Phase der Erschöpfung. Diese ist vor allem durch emotionale Abflachung, Unlustgefühle und Kraftlosigkeit und / oder Müdigkeit gekennzeichnet. Wenn sie den Verdacht haben, dass sie unter dieser Symptomatik leiden, nehmen sie gern Kontakt zu uns auf.

C

Chancen

Laut Dr. P. Levine ist Trauma ein Zustand im Nervensystem und es besteht zu jedem Zeitpunkt die Chance, diesen Zustand zu verändern. Dabei ist es völlig unerheblich, welche Symptomatik sich in welcher Ausprägung zeigt.

chronische Erkrankungen

Chronische Erkrankungen sind langwierige Dysbalancen im körperlichen Wohlbefinden. Sie können können Ausdruck eines langen Leidensweges aber auch einer traumatischen Belastungssituation sein. Hierbei ist es wichtig, nicht voreilig Schlüsse zu ziehen oder Label zu setzen. Nicht jede chronische Erkrankung ist eine Folge von Trauma. Die Differenzierung kann nur von geschultem Personal in Zusammenarbeit mit der betroffenen Person herausgearbeitet werden.

D

Dissoziation

Dissoziation bedeutet Trennung oder Abspaltung. Obgleich dieser Zustand für Betroffene extrem belastend ist, kann man diesen Mechanismus als klugen Schachzug oder auch als Selbstschutz der menschlichen Psyche betrachten. Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Bilder – welche zum Zeitpunkt der Akutsituation überfordernd und nicht sofort zu verarbeiten sind, werden abgespalten. Bruchstückhaftest Erinnern oder die Erinnerungslücke nach einem Unfall ist ein Beispiel.

 

Depression

Der Begriff Depression bedeutet ganz allgemein Gedrücktheit, Einsenkung, Unterdrückung. Im psychologischen Kontext verbergen sich dahinter eine Reihe von mehr oder weniger schweren Stimmungslagen oder körperlichen Zuständen, die subtil für jeden Einzelnen Betroffen herausgearbeitet werden müssen. Eine Verallgemeinerung muss unbedingt vermieden werden – allein deshalb, damit demjenigen die richtige und fachgerechte Unterstützung zuteil wird. 

Das internationale Klassifikationssystem ICD-10 listet verschiedene Klassifikationen in Bezug zu Depressionen auf. Man spricht hier von syndromaler Klassifikation oder der Einordnung nach Schweregrad sowie Dauer und Verlauf.

Dissoziative Identitätsstörung (DIS)

Die DIS bezeichnet das Vorliegen von verschiedenen Persönlichkeitszuständen bzw. Identitäten in einer Person. Mit dem Wechsel der Identit, welcher häufig aufgrund Triggern passiert, verändern sich die vegetative Situation des Körpers, Sprache, Stimme, Verhalten und auch die Wahrnehmung. Alter und Geschlecht können ebenfalls wechseln.

E

Entwicklungstrauma

Ein Entwicklungstrauma kann entstehen, wenn während des Heranwachsens Überforderungen auftreten, welche das körperliche und psychische Sicherheits-und Wohlbefinden stören. Hierbei geht es um sämtliche Ereignisse, welche vor dem 18. Geburtstag stattfanden.

F

Flashback

Als Flashback bezeichnet man plötzliches Wiedererinnern an die traumatische Situation. Zumeist werden Flashbacks durch Trigger ausgelöst. Erinnerungen können in Form von Bildern, Geräuschen, Gerüchen – und jedweder anderen Empfindung auftreten.

Freeze-Modus

In der Traumatherapie sprechen wir von Überlebensreaktionen des Nervensystems. Die Reaktion „Freeze“ bedeutet versinnbildlicht Einfrieren, Erstarren. Dies erfolgt immer dann, wenn der einen Punkt weiter unten beschriebene Kampf- und Fluchtmodus nicht mehr greift, die Bedrohung also derartig groß ist, dass nur noch tot stellen als Lösung in Betracht kommt.

Fight & Flight-Modus

Die Überlebensreaktionen Kampf- und Flucht dienen im Fall einer Bedrohung der Bewältung. Kämpfen, wenn Kampf aussichtsreich erscheint oder fliehen, falls Kampf nicht aussichtsreich erscheint.

G

Glaubenssätze

Im Unterbewusstsein tragen wir alle Informationen in Form von Glaubenssätzen. „Ich kann das sowieso nicht“ oder „Ich habe das nicht verdient“. Diese Sätze haben oft unbemerkte aber weitreichende Wirkung. Um sie aufzulösen, muss jede damit verbundene Ebene neu verhandelt werden. Also körperliches Erleben, Gedanken, Gefühle, Bilder und alle anderen sinnlichen Eindrücke. Einfach den Glaubenssatz in eine positive Formulierung zu bringen, nährt einen ersten Aktionismus, sich mit den eigenen Theman auseinanderzusetzen. Für tiefgreifende und nachhaltige Veränderungen reicht es oft jedoch nicht, sondern braucht gesonderte Arbeit mit einem Coach oder Therapeuten.

Grenzen

Das Thema Grenzen ist ein sehr zentrales Thema, wenn es um das Thema Trauma und Traumafolgen geht. Jede Traumatisierung stellt eine Grenzverletzung dar.

Ziel der Grenzarbeit ist es, eigene Grenzen kennezulernen. Eigene und die Grenzen der Mitmenschen zu respektieren.

H

Heilungschancen bei Trauma

Zugegeben, das Wort Heilungschancen ist ein wenig provokativ. Das impliziert, dass nach der augenscheinlichen Heilung alles so ist wie vorher. Das wird es ganz gewiss nicht. Sich von einer Traumatisierung zu erholen bedeutet, das Geschehene zu verarbeiten und ins Leben zu integrieren und wieder in ein physiologisches Agieren kommen zu können.

Die Chance an der Heilung besteht als darin, einen Umgang zu finden, der das Geschehene als Ereignis im Lebenslauf daseinlassen kann, ohne sich mittels Überlebensmustern durchzukämpfen oder unentwegt emotional verhaftet zu sein.

I

Identität

Eigene Werte, eigene Ziele, eigene Standpunkte und die tiefe innere Sicherheit, dass all das da sein darf, machen die eigene Identität aus. Zu oft sind wir identifiziert mit den Werten anderer, wie zum Beispiel „Wir in der Firma – oder Wir im Verein“. Doch wo ist zwischen all dem Wir, dass eigene Ich?

Ein zentraler Punkt in der Arbeit mit Trauma ist das Erkunden der eigenen Identität.

Intrusionen

Intrusionen sind Momente des Wiedererlebens und des Wiedererinnerns. Sie sind ein Zeichen, dass ein überwältigendes Erlebnis noch nicht vollumfänglich verarbeitet beziehungsweise integriert ist.

J

K

Kampf- und Flucht-Modus

In der Traumatherapie sprechen wir von sogenannten Überlebensstrategien. Diese werden von unserem Gehirn blitzschnell anhand der Art der augenscheinlichen Bedrohung ausgewählt. Wenn Kampf aussichtsreich erscheint, tritt ein wehrhaftes, kämpferisches Verhalten auf. Scheint dies sinnlos, tritt das Fluchtmuster ein.

L

Leitlinie Traumaheilung

Die S3-Leitlinie beschreibt die wesentlichen Punkte in Bezug zu Therapie und Diagnosestellung bei PTBS (posttraumatischer Belastungsstörung). Die Leitlinie dient als orientierende Richtlinie und ist nicht bindend. Sie soll und darf an den Einzelfall angepasst werden.  

Limbisches System

Das limbische System ist ein entwicklungsgeschichtlich älterer Teil des Gehirns. Dieser befindet sich zwischen Großhirnrinde und Hirnstamm. Von hier aus werden eingehende Reize aus der Umwelt sortiert, koordiniert und emotional bewertet.

Lebensqualität

Unter dem Einfluss von traumatischen Belastungen ist die Lebensqualität oft dramatisch eingeschränkt. Der Alltag wird bestimmt von „aushalten“ und „vermeiden“ und sich irgendwie durchschlagen. Die Verarbeitung von Trauma braucht in erster Linie sehr viel Zeit, Zeit in denen das Umfeld oft der Meinung ist – es sei längst vorbei. Für die Betroffenen ist es das oft noch nicht. Umso wichtiger ist es, das Wissen um die Traumaphysiologie weiter zu verbreiten, um Betroffene auch umfänglich und langfristig zu unterstützen.

M

Mantren

Mantren sind kraftvolle, heilige Silben oder Sprüche. Das Wort Mantra entstammt dem Sanskrit, einer altindischen Sprache. Mantren werden gesungen, gedacht oder wiederholt gesprochen. Mantren können Halt, Geborgenheit und damit Unterstützung geben.

N

Nervensystem

Das menschliche Nervensystem gliedert sich in ein zentrales (Gehirn und Rückenmark) und ein peripheres Nervensystem (Hirnnerven, periphere Nerven). Zusätzlich sprechen wir vom vegetativen (unbewussten) Nervensystem, welches sich aus ventralem, dorsalem Vagus sowie dem Sympathikus zusammensetzt. Ganz grundsätzlich kommunizieren alles Strukturen des Nervensystems und damit des Körpers untereinander. Eine Trennung dieser Worte dient also vor allem dem theoretischen Verständnis.

O

Opferrolle

Opferrolle impliziert eine gewisse Passivität oder ein Untergeordnetsein und ist außerdem gekennzeichnet von einem Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht. Ziel in der Traumatherapie ist immer die Eigenermächtigung, wonach jeder Mensch streben darf.

P

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Die posttraumatische Belastungsstörung ist ein international klassifiziertes Krankheitsbild, welches nach belastenden Ereignissen auftritt. Sie geht typischerweise einher mit Wiedererinnern, erhöhter Wachsamkeit / Schreckhaftigkeit sowie Anspannung. Das Symptombild kann vielfältig sein. So treten auch emotionale Abflachung, Hilflosigkeit und extreme Reizbarkeit auf.

Polyvagaltheorie

Persönlichkeitsanteile

Q

R

Resilienz

Regulationsfähigkeit

Retraumatisierung

S

Schocktrauma

Sucht

Syndrome

Scham

Stolz

T

Trigger

Traumafolgesymptome

Transgenerationale Traumaweitergabe

U

Überlebensstrategien

V

Vermeidungsverhalten

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W

Wiedererleben

X

Y

Yoga und Trauma

Yoga ist eine hervorragende Methode zur Stabilisation sowie Eigenregulation bei Traumafolgestörungen. Bevorzugt werden sanfte Yogaformen wie YinYoga, SoftYoga oder Traumasensibles Yoga empfohlen.

Z

Zu guter Letzt:

Welchen Begriff im Kontext von Trauma und Traumtherapie vermissen Sie? Schreiben Sie gern an sandrahintringer@aol.com – wir bedanken uns schon jetzt für den Impuls.