Trauma-Informiert-Leben

Trauma und die Suche nach der Zeit

Trauma kann in vielerlei Hinsicht die Wahrnehmung verändern, am Faktor Zeit bemerken es sowohl Betroffene als auch alle Menschen im Umfeld recht eindrucksvoll. In diesem Beitrag geht es darum, wie Trauma das Gefühl und das Management der eigenen Zeit verändern kann.Nahezu wild stürmt Christine (Name geändert) in die Praxis. Bereits vor 20 Minuten wäre unser gemeinsamer Termin gestartet. Christine k0mmt zur Bearbeitung einer Traumafolgesymptomatik. Ein Symptom, welches sie im Alltag massiv stört, ist ihre Unpünktlichkeit und auch in unserer Beziehung, kommt dieses Symptom, wie man am sprichwörtlichen wehenden Haar sieht, voll und ganz zum Vorschein. So wie Christine geht es vielen Menschen. Freundlich lächeln sie immer wieder das Phänomen des Zuspätkommens weg, immer wieder entschuldigen sie sich oder müssen daraus resultierende Restriktionen erdulden. In der Tiefe leiden die meisten von ihnen und kämpfen gegen die Folgen eines meist weit zurück liegenden aber massiv überfordernden Ereignis.

Das führt häufig dazu, dass sich das Nervensystem in einer gefühlten aber nahezu ständigen Bedrohung oder in dem Notfallprogramm der Erstarrung befindet. Angst und Sorge bestimmt den Alltag. Ein Großteil der Aufmerksamkeit ist entweder unbewusst damit beschäftigt, die Umgebung nach der augenscheinlichen Bedrohung abzuscannen oder im Fall der Erstarrung schlicht nicht in der Lage sich auf banale Sachen wie Termine zu konzentrieren. Das führt zum Teil zu massiven Konzentrations- und auch Wahrnehmungsstörungen.

Das Resultat?

Für manche scheint die Zeit zu rennen, sie hinken ihren Verpflichtungen und damit zum Beispiel auch Terminen hinterher und sind von außen betrachtet immer im Zeitdruck. Für andere bleibt die Zeit gefühlt stehen, das sind dann eher die Ungeduldigen und zum Beispiel auch Verkehrsdrängler. (obgleich ich immer wieder darauf hinweisen möchte, dass Drängeln im Straßenverkehr wie auch jedes andere hier genannte Symptom nicht zwingend eine Traumafolge ist)

In beiden Fällen erzeugt es allein schon Stress, einen Termin pünktlich wahrzunehmen. Wichtig dabei zu wissen ist, dass diese Person das weder macht um Dich als Therapeut, Lehrer oder Arzt zu ärgern noch das diese Person das mutwillig macht, sondern sie ist im Moment schlicht nicht in der Lage, pünktlich zu sein.

Ein anderer Aspekt ist der des Vermeidungsverhaltens. Betroffene von Trauma versuchen Situationen zu meiden, in denen sie an das vergangene Ereignis erinnert werden könnten. Dieses Vermeidungsverhalten kann dann zum Beispiel zu Umwegen und damit zu Zeitverzögerungen führen. Nicht immer ist den Betroffenen bewusst.

 

 

 

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Autorin: Sandra Hintringer (Buchautorin / Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Osteopathie, Somatic Experiencing, Yoga)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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