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Mit Somatic Experiencing durch´s Trauma?

Mit Somatic Experiencing durch´s Trauma

Auch wenn Somatic Experiencing vordergründig immer wieder als Methode der Traumabewältigung beschrieben wird, so werde ich trotzdem häufig gefragt, ob das SE denn genau dies tuen würde. Ich glaube, das liegt daran, dass man sich trotz bester Erklärungen nur schwer vorstellen kann, was bei Somatic Experiencing konkret im eigenen Fall passiert. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Beitrag etwas mehr darauf eingehen, ob und wie man ein Trauma mit Somatic Experiencing bewältigen kann.

Der Weg im Somatic Experiencing

Wie in allem medizinischen Anwendungen, schlängelt sich natürlich auch das Somatic Experiencing langsam an die Problematik, sprich das Traumamaterial heran und letztendlich dann auch hindurch. Erste Sitzungen dienen dabei vor allem dem gegenseitigen Kennenlernen, dem Bilden von Vertrauen und dem Erkunden und Stabilisieren von Ressourcen. Der Klient lernt den Therapeut kennen und der Therapeut wiederum gewinnt einen Eindruck vom Klient und dessen Nervensystem. Denn dieses ist das vordergründige Arbeitsfeld von Somatic Experiencing.

Titration ist das Zauberwort des Somatic Experiencing

Je behutsamer die Impulse sind, die ein Nervensystem zum Verarbeiten bekommt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die gemachte Erfahrung als eine Gute ins Gedächtnis einprägt.

Aus diesem Grund hat der Begründer der Methode Somatic Experiencing, Dr. Peter Levine, das Wort „Titration“ verwendet. Rein medizinisch betrachtet geht es hierbei um Dosisanpassung. Ähnlich wie die Tropfen eines Medikamentes, welches mit Hilfe aus einer Pipette tropfenweise dosiert wird, geht man in den Sitzungen Stück für Stück voran. Dabei gilt immer der Grundsatz: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Genau das ist es jedoch, was viele Menschen vor allem am Anfang in der Arbeit mit Somatic Experiencing irritiert. Manchmal passiert in einer Sitzung so wenig, dass man sich fragt, ob wir überhaupt etwas gemacht haben. Dabei ist es vor allem diese Behutsamkeit, die letztendlich als sehr heilsam empfunden wird. Niemandem und dir persönlich ist am wenigsten gedient, wenn das Traumamaterial allzu forsch und vor allem erneut überfordernd hochgeholt wird.

Entladungsvorgänge

In den fortschreitenden Sitzungen gewinnt der Klient zunehmend an Stabilität, Selbstvertrauen und wird sich seiner Eigenermächtigung immer mehr bewusst. Der Zustand der Sicherheit im Hier und Jetzt gewinnt an Stärke, das Da & Dort wird mehr und mehr als Ereignis, als einscheidende Erfahrung körperlich erlebt und auch kognitiv begriffen, die wohl aber vorbei ist und alles, was sich an körperlichen Symptomen oder Verhalten daraus entwickelt hat, eben als Folge dessen verstanden.

Mit dem Blick von außen, dem Blick aus dem Heute ensteht ein weites Arbeitsfeld, um die, durch ein traumatisches Ereignis angefallene Energie, Stück für Stück zu entladen. In den Sitzungen geschieht dies zum Beispiel über das sogenannte Pendeln und das Einüben des Nervensystems in diese eigentlich angeborene Fähigkeit, sich fortwährend zwischen Kontraktion und Expansion zu bewegen. Sich aus dem Zustand der im Hier & Jetzt empfundenen Sicherheit immer wieder ein Stück ins Da & Dort zu begeben, einen Teil kontrolliert entladen und so dem Nervensystem die Erfahrung ermöglichen: Es ist vorbei, im Hier & Jetzt bist du sicher.

Integration von Trauma

Auf dem Boden der in der Therapie neu gemachten Erfahrung darf sich der Organismus nun neu organisieren. Sichtbar wird dies manchmal, in dem die betreffende Person zu alten, bekannten Fähigkeiten und Gewohnheiten zurückkehrt. Nicht selten entsteht durch die Integration jedoch auch Neues. Das Entdecken und Ausleben der eigenen Kreativivät ist ein Beispiel, das Wiedereinfinden in gesunde zwischenmenschliche Beziehungen ein anderes.

Wie lange dauert dieser ganze Prozess?

Sicher lässt sich diese Frage nicht eindeutig oder allgemeingültig beantworten. Die Aufarbeitung von Trauma ist ein höchst individueller Prozess. Eines ist ganz sicher: Es braucht Zeit. In manchen Fällen sehr viel Zeit, denn die Therapie unterliegt den unterschiedlichsten Faktoren. Wie resilient ist eine Person? Was für Therapie hat bereits stattgefunden? Um was für ein Trauma handelt es sich? Ein einmaliges Erlebnist ist nicht zu vergleichen, mit jahrelang anhaltenden traumatisierenden Zuständen.

Entscheidend finde ich, dass es nach jeder Sitzung ein kleines, spürbares Stück in die angenehmere Richtung geht.

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Beitrag ein Stück mehr Licht ins Dunkel bringen. Im diesem Beitrag habe ich die Methode Somatic Experiencing genauer unter die Lupe genommen, schau´ da auch gern gleich nochmal rein. Falls du sonst Fragen zu diesem Beitrag hast, schreib´ mir gern in die Kommentare.

 

Tipps zum Weiterlesen:

Wer darf Traumatherapie machen?

Was ist Neurozeption?

Was ist Somatic Experiencing?

 

Autorin: Sandra Hintringer (Autorin / Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Osteopathie, Somatic Experiencing und Yoga)

 

 

 

 

 

 

 

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