Trauma-Informiert-Leben

Heilsame Geschichte vom Gehen

Etwas müde aber mit kräftigem Schritt setzt sie einen Fuß vor den anderen. Schon oft ist sie Wege wie diesen gegangen.

Mutterseelenallein und in der Zerrissenheit ihrer Gedanken, stapft sie den vermoosten Weg durch den Dezemberwald. Eiskalter Nebel wabert durch das Holz, verstellt den Blick und lässt ihr Ziel für den Moment in der Ungewissheit verschwinden. Ja, vielleicht ist es einer dieser Tage, an denen sie am liebsten gar nicht rausgegangen wäre.

Innerlich spürt sie ihr Zögern.

Aber sie weiß, dass sie weiterlaufen muss. Das hat ihre Großmutter ihr mitgegeben.

„Geh. Geh ruhig aber immer geh. Geh den Pfad Deines Lebens.“

Der Weg windet sich, steigt ein wenig an um sodann zu einer Weggabelung abzufallen. Diesen oder jenen Weg? Welcher ist der richtige? Sie sucht nach einem Zeichen und richtet dabei ihren leicht gekrümmten Rücken auf. Sie hat wirklich keine Ahnung, wo es weitergehen soll. Sie muss verweilen.

Plötzlich, fast unbemerkt, huscht ganz weit hinten ein Lichtspiel über den Weg. Ein Tier? Oder war es doch ein weiser Gedanke? Sanft pfeift der Wind in den kahlen Ästen. Grad als würde er säuseln: Trau Deiner Intuition. Da wo das Licht ist, da ist der Weg.

„Ich sehe überhaut kein Licht“. Hörte sie sich laut und auch etwas mürrisch sagen. Während sie sich dreht und sucht und schaut, hört sie noch einmal die säuselnde Weisheit des Windes. „Dort wo deine Aufmerksamkeit hinfällt, da ist das Licht und dort ist der richtige Weg.“

Ihre Füße folgen nun ihrem Blick. Sanft strömt Atem und mit dem Atem Neugierde in sie hinein. Fast fühlt es sich so an, als würde sie der flüsternde Windhauch wohlig an die Hand nehmen. Gemeinsam erreichen sie schon bald den Waldrand und wie von Zauberhand lichtet sich der Nebel zu einem weiten Blick über die Landschaft. Wieder stehen sie nun vor einer, dieses Mal vor einer dreigeteilten Weggabelung. Und ohne auch nur einen Gedanken zu verschwenden, den Blick nach vorn gerichtet – strebt die Frau voran.

Behutsam löst sich der Wind aus ihrer Hand und lässt mit einer Botschaft noch einmal sanft ihr Haar wehen.

Vertrau Dir. Du kennst Deinen Weg.

 

 

Eine kleine heilsame Geschichte! Vielen Dank, dass Du sie gelesen hast.

© Sandra Hintringer / Autorin

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert